Nachdem ich auf eine Webseite aufmerksam gemacht wurde, auf der 3d Druck Bausätze aber auch 3d Dateien angeboten werden, habe ich kurzerhand den Datensatz für die 99 5633 (die “Spreewald” aus Bruchhausen-Vilsen) gekauft. Die 4€ war mir der Spaß wert. Denn als Chassis für die Spreewald ist eine Roco BR 74 in H0 vorgesehen. Davon habe ich gleich zwei Stück auf Halde liegen. So kann ich sie endlich auch mal für Spur 0 gebrauchen.
Die Dateien waren so weit in Ordnung. Allerdings gab es seltsame, fest angebaute Kupplungen, die ich in der Datei entfernt habe. Sie sehen aus wie Märklin H0 Kupplungen. Gefällt mir nicht, da ich mit Kadee fahre. Weitere Anpassungen habe ich bisher noch nicht vorgenommen.
Die Lok passt problemlos in meinen Drucker.
Über Nacht habe ich die Lok mal gedruckt.
Sieht gar nicht so schlecht aus. Das Dach ist separat und liegt nur lose auf, damit man besser ins Innere des Führerhauses gelangt.
Hier mal die Roco BR 74, die für die Spreewald als Fahrwerksspender herhalten muss. Wie gesagt, ich habe noch ein Exemplar davon, in KPEV Ausführung.
Das Fahrwerk passt so wohl unter die Spreewald.
Und noch mal mit einer Magic Train Stainz, die ja wohl bekannt sein dürfte, als Größenvergleich. Die Proportionen stimmen so weit wohl.
Als nächstes muss ich jetzt raus finden, wie man die Roco Lok auseinander baut, ohne etwas kaputt zu machen. Wenn ich das raus habe, werde ich die Spreewald mal zusammenbauen um zu sehen, ob alles passt.
Die Demontage der BR 74 ging recht problemlos, nachdem ich wusste, das unter dem Kohle- Imitat eine Schraube versteckt ist.
Allerdings hat der 3D Druck keine Befestigungsmöglichkeit für das Roco Fahrwerk. Da muss ich mir also noch mal was ausdenken. Die Höhe, in der das Roco Fahrwerk im 3D Gehäuse sitzt, ist noch nicht wirklich optimal. Ist nur eine Stellprobe.
Aber das Ganze wirkt für mich durchaus stimmig. Ich muss nur noch sehen, wie ich die Kupplungen montiert bekomme. Hinten kann ich einen von meinen “NEM- Puffern” ankleben, doch Vorne geht die Pufferbohle nicht tief genug herunter. Also ist doch etwas Hirnschmalz vonnöten um die Lok ans Laufen zu bekommen.
Während ich am ausprobieren bin, wie ich das Roco Fahrwerk in dem 3D Druck befestigt bekomme, habe ich auch mal kurz ausprobiert, ob meine “runden” Akkus passen. Sie passen. Die Akkus haben 850 mAh Kapazität, was selbst mit dem alten Roco Motor für viele Stunden ausreichen sollte.
Der dicke Stecker wird noch abgeschnitten. Das aber erst, wenn ich die Verkabelung fertig mache. So lange bleibt er als Kurzschlussschutz dran.
Außerdem habe ich mir mal Vorbildfotos angeschaut. Hätte ich besser bleiben lassen. Das Original ist ja für Meterspur und mein Modell für 750mm. Ein “echtes” Modell wird die Lok also ohnehin nicht werden können. Aber das Original wirkt viel gedrungener und kürzer als das Modell. Viel kann man daran nicht ändern, wenn man nicht alles umkonstruieren und einen ganz anderen Antrieb einbauen will. Besonders das weit überstehende vordere Umlaufblech passt irgendwie nicht wirklich. Insgesamt müsste das Fahrwerk weiter nach vorne. Die Vorlaufachse müsste an die Vorderkante des Schlots. Dann würden auch die Zylinder passend sitzen. Dadurch würde aber die letzte Treibachse noch weiter weg vom Auftritt zu liegen kommen, obwohl sie im Original unmittelbar an den Aufstieg zum Führerhaus anschließt. Hier mal ein Wikipedia Bild vom Vorbild:
und direkt darunter noch mal das Bild vom Modell.
An der Position des Fahrwerks kann man nicht viel ändern ohne das Fahrwerk quasi komplett neu zu bauen. Allerdings habe ich das zu weit überstehende Umlaufblech in der CAD etwas eingekürzt. So muss man zwar im vorderen Bereich etwas vom Roco Chassis abfräsen, aber die “Nase” sieht so für meinen Geschmack einfach deutlich besser aus.
Dabei habe ich auch gleich die vordere Pufferbohle weiter nach unten gezogen, damit ich dort meinen “NEM_Schacht-Puffer” anbringen kann. Außerdem habe ich eine Motor- Abdeckung gezeichnet, mit deren Hilfe ich auch das Fahrwerk mit der Original- Befestigungsschraube anschrauben will.
Viel wird man davon nicht sehen, aber zumindest blinkt einem dann nicht gleich der nackte Motor entgegen, wenn man doch mal einen Blick ins Führerhaus erhascht.
Aktuell drucke ich die Abdeckung mal solo, um die dann noch fehlende vordere Befestigung bauen zu können. Für die endgültige Ausführung wird dann alles zusammen gedruckt.
Generell bin ich nicht so pingelig bei sowas. Das Fahrwerk der BR 74 passt an sich gar nicht so schlecht zur Spreewald. Aber das Gehäuse ist einfach zu lang geraten, damit das Roco Fahrwerk ganz ohne Anpassungen am Chassis eingebaut werden kann. Es sind etwa 12 mm, die das Gehäuse zu lang ist, was bei der Lok leider deutlich zu sehen ist. Man kann das Gehäuse aber nicht einfach in der Länge kleiner skalieren, weil dann die Dome, Schlote, Glocken,… nicht mehr rund sind. Ich arbeite da an einer Lösung, weiß aber noch nicht, ob das funktioniert. Ich denke, ich säge vorne 6 mm am Roco Chassis ab. Da ist für das Modell nichts relevantes dabei und ich könnte es weiterhin auch für das nicht modifizierte Gehäuse verwenden. Dann kann ich das Fahrwerk prinzipiell weiter nach vorne schieben, wodurch Vorlaufachse und Zylinder passend zu liegen kämen. Daneben muss ich dann das Gehäuse irgendwie kürzer machen, ohne die runden Teile oval werden zu lassen.
Ein erster Versuch, das Gehäuse einzukürzen:
Ist noch nicht ganz fertig, aber so ist die Lok um die nötigen 12 mm in der Länge geschrumpft. Der Eindruck ist eindeutig näher am Original. Dazu habe ich den Aufbau in mehrere Teile geschnitten. Im Bereich zwischen Glocke und Dom sind 2 mm entfernt worden. So sieht der Bereich mit Durchblick unter dem Kessel nicht mehr zu lang aus.
Dann habe ich den Aufbau zwischen Dom und Sandkasten getrennt. Von hier nach Hinten ist nun nichts Größeres mehr, das Rund ist. So konnte ich den hinteren Teil des Aufbaus um die notwendigen mm in Längsrichtung kleiner skalieren. Höhe und Tiefe sind dabei gleich geblieben. Nun kommt der Aufbau dem Vorbild deutlich näher. Klar, die Griffstangen sind eigentlich rund und jetzt nicht mehr ganz. Aber das ist so minimal, das es nicht auffällt, nicht mal dann, wenn man es weiß. Auch das Dach habe ich in Längsrichtung entsprechend etwas schmaler gemacht, damit es wieder auf das geänderte Führerhaus passt. Aus der ersten Druck des Gehäuses habe ich die Aussparung für das Roco Fahrwerk ausgemessen und den nun kürzeren Ausschnitt entsprechend vergrößert.
Das Roco Fahrwerk habe ich vorne entsprechend mit einer Mini Trennscheibe gekürzt. Man sieht noch gut das abgetrennte Stück.
So sollte sich das Fahrwerk weit genug vorne einbauen lassen. irgendwas, was den Antrieb oder die Fahreigenschaften beeinflusst, ist dabei nicht angetastet worden. Mehr als das muss am Roco Chassis nicht geändert werden.
Zeichen muss ich jetzt noch die Halterungen für das gekürzte Fahrwerk. Und das Gegenlager innen (nein, das ist kein Gendern 😉 ), was das Schleifen der Steuerung am Umlaufblech verhindern soll, muss ich auch noch kürzen. Sonst bekomme ich das Fahrwerk nicht weit genug nach Vorne.
Über Nacht ist das gekürzte Gehäuse fertig geworden. Zum Vergleich “Nachher”, “Original” und “Vorher” direkt untereinander zum Vergleich.
Ist immer noch kein “Fine Scale” Modell der Spreewald, aber so sehen die Proportionen schon stimmiger aus, finde ich.
Der Aufbau ist doch ganz ordentlich in der Länge “geschrumpft”. Tatsächlich könnte es sogar noch kürzer sein. Allerdings müsste das Gehäuse dann auch in der Höhe schrumpfen. Das wird aber nichts, da sonst der Kessel oval wird, was man dann sofort sehen würde. Ich könnte noch 1-2 mm zwischen Führerhaus- Stirnwand und Fenster entfernen, was den Aufbau noch mal etwas näher ans Vorbild bringen würde. Aber ob die Lok dann nicht zu “hoch” wird?
Das Chassis sitzt ohnehin aktuell etwas tief. Das wird noch durch die Halterungen des Gehäuses korrigiert. Zur Zeit liegt das Gehäuse einfach lose auf dem Roco Chassis.
Die Version von letzter Nacht war dann doch etwas zu eng geraten. Nur minimal, aber ich konnte das Roco Chassis so nicht mehr einsetzen. Ich habe vorne einen Einschub für das Roco Chassis gezeichnet, der obendrein gleich die Lücke zwischen Fahrwerk und Pufferbohle schließt, so wie es beim Vorbild auch der Fall ist. Diese Halterung hat zu “dick aufgetragen”, wodurch das Chassis nicht mehr eingesetzt werden konnte. Das habe ich (hoffentlich) korrigiert und drucke über Tag noch ein neues Gehäuse. Wenn das fertig ist, kann ich hoffentlich das dann finale Ergebnis zeigen. Es dauert aber noch ein paar Stunden, bis es so weit ist.
Dazu habe ich im Führerhaus eine Möglichkeit eingebaut, um dort das Chassis anzuschrauben, mit dem Gewinde, das bereits vorhanden war, eben für die Schraube, die ursprünglich unter dem Kohle- Imitat saß. Ich fürchte aber, ich muss eine etwas längere Schraube desselben Gewindes verwenden, da man 3D Druck Teile, die mechanisch belastet werden müssen, nicht zu dünn machen darf.
Hier sieht man den (bereits verschobenen Einschub, in den die abgesägte Vorderseite des BR 74 Chassis genau rein passt. Im unteren Bereich ist eine schräge Führung (auf dem Screenshot kaum zu erahnen, sie ist aber da), die ein gekipptes Einsetzen ermöglicht. Je weiter nach vorne das Chassis geschoben wird, desto weniger Spiel hat es. Dann wird es hinten mit der Schraube gesichert. So sollten Aufbau und Chassis miteinander verbunden sein.
Allerdings kann man das Dach nun nicht mehr ankleben, da man sonst die Schraube nie wieder lösen kann.
Deswegen habe ich Führungen ans Dach gebaut, damit das Dach nicht lose auf dem Gehäuse hin und her rutscht.
Da das Chassis beim gekürzten Gehäuse nun den kompletten Führerstand einnimmt, kann man keinen “richtigen” Stehkessel mehr nutzen, um die Technik zu verstecken. Also habe ich schmale Stege innen im Führerhaus angebracht, auf denen nun eine Platte ruht. Hier kann man “halbes” Lokpersonal aufkleben. Damit es nicht völlig “kahl” aussieht, habe ich einen kleinen Teil des “alten” Stehkessels wiederverwendet. Diese Abdeckung liegt nur lose auf, damit man an die darunter liegende Schraube gelangen kann. Etwas weniger kompliziertes ist mir für die Befestigung leider nicht eingefallen.
Inzwischen ist der nächste Versuch fertig gedruckt.
Jetzt passt das Roco Chassis in das Gehäuse, obwohl ich immer noch hinten etwas mit der Feile nachhelfen und die Kante abschrägen musste. Sonst hätte ich das Chassis immer noch nicht einbauen können, da es dabei ja schräg eingesetzt werden muss. Dafür sitzt es jetzt saugend im Druck und muss nicht mal angeschraubt werden, damit es nicht raus fällt.
Vom Antrieb sieht man so nichts mehr.
Und noch mal zum Vergleich, oben neues Modell, Mitte Vorbild und unten das ursprüngliche Modell.
Noch immer kein “Fine Scale”, aber inzwischen ein guter Kompromiss, wie ich finde. So kann es bleiben. Ich mag “knuffige”, “bullige” Dampfloks…
Nun noch die Reste und Spuren vom Stützmaterial entfernen, das Gehäuse härten und als letztes noch die Puffer ankleben, jetzt wo das Fahrwerk richtig sitzt. Danach wird das Gehäuse grundiert, damit es nicht weiter arbeitet. Anschließend kann es zu einem Probelauf kommen, bevor die Steuerung und die Lackierung dran kommen.
Insgesamt hat mich das Modifizieren der Datei jetzt gut eine Woche Arbeit und 4 Druckversuche gekostet. Damit kann ich leben.
Abschließend habe ich noch die Puffer/Kupplungen angebaut.
Dazu stelle ich die Lok auf ein Gleis und schiebe einen meiner selbst gezeichneten Puffer mit integriertem NEM 362 Schacht auf eine ebenfalls selbst gezeichnete Lehre. Dann kommt Sekundenkleber- Gel auf den Puffer. Nun schiebe ich Lok und Puffer gegeneinander und lasse den Sekundenkleber mindestens 15 Minuten aushärten. Der Begriff “Sekundenkleber” ist eigentlich völlig irreführend. Bei solchen Verklebungen dauert es viele Minuten, bis der Kleber aushärtet. Das mit “Sekunden” trifft nur bei Hautkontakt zu. Trotzdem klebt Sekundenkleber die 3D Druckteile mit am besten. Das einzige, was man sonst noch nehmen kann ist 2K Kleber, was für solche kleinen Klebestellen aber nicht sehr effizient ist.
Hier mal ein Test mit einem aus H0e Daten hoch skalierten 0e HF Güterwagen.
Das war der erste Test, bei dem nur ein Puffer angeklebt war. Die Position passt aber, also kann auch der vordere Puffer angeklebt werden.
Ich finde, das die Lok so durchaus als 750mm Lok glaubwürdig vor den Magic Train Wagen aussieht, auch wenn die echte Spreewald zum einen auf 1000mm unterwegs ist und in Teilen immer noch anders aussieht als mein Modell.
Auch aktuelle 1:48 US- Großserienprodukte passen ganz gut dahinter.
Morgen werde ich das Gehäuse noch mal in die Wash&Cure packen, um Schleifstaub und Fettfinger im Alkohol abzuwaschen. Danach wird es mit Army Painter Grundierung “Grey” grundiert, damit das Resin nicht weiter arbeiten kann.
Anschließend kann ich mir überlegen, wie ich meine Lok lackiere. Aktuell tendiere ich zur klassischen Schwarz-Rot Farbgebung der deutschen Dampfloks. Das durchaus schicke Original- Farbschema der heutigen “Spreewald” ist durch die vielen “angespritzten” Details bei dem Modell nicht grade leicht zu realisieren. Würde ich vermutlich nicht sauber hin bekommen. Und “meine” Spreewald ist ja seinerzeit nicht beim DEV als Museumslok gelandet, sondern wurde auf 750mm umgerüstet (so wie sie ursprünglich wohl mal ausgeliefert wurde) und als Arbeitstier in die Karibik verkauft. Deswegen ist alles möglich.
Zuletzt noch die Steuer- Elektronik und LED fürs Licht einbauen und die Lok ist einsatzbereit.