Einer meiner absoluten Favoriten war schon immer der “Wismarer Schienenbus”, im Volksmund Schweineschnäutzchen genannt. Eigentlich ist das eine ganze Familie von Schienenbussen. die vor allem das charakteristische Aussehen durch die LKW Motorhauben an beiden Enden des Triebwagens gemein haben. Es gibt ihn für Schmal- und Regelspur in lang und kurz in schmal und breit, mit und ohne Dach bzw. Front Gepäckträger, also in schier unzähligen Varianten. Wenn man ein genaues Modell haben will, muss man sich intensiv mit dem entsprechenden Vorbild beschäftigen, um alle Fein- und Eigenheiten des entsprechenden Vorbilds umzusetzen. Mir reicht aber die Wiedergabe der typischen optischen Merkmale. Tatsächlich gibt es das Schweineschnäutzchen sogar in 0e fertig oder als Bausatz zu kaufen. Doch leider nur als (deutsche) Kleinserie und somit sehr, sehr weit außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten. Also ist (wie üblich) Selbstbau angesagt. Als ob ich nicht schon genug Projekte hätte…
Das ich trotzdem schon angefangen habe, ist die “Schuld” eines lieben Forum Kollegen, der nämlich einfach einen frei verfügbaren 3D Datensatz im Maßstab 1:120 (TTm) auf 1:45 hoch skaliert und auf seinem FDM Drucker ausgedruckt hat. Es handelt sich bei dem Datensatz um die “kurze” Version mit 3 Fenstern an den Seiten. Das ist mir grade recht so. Die Version hätte ich, bei freier Wahl, sowieso ausgewählt..
Also stand zuerst mal ein Test an, ob ich das Fahrzeug überhaupt mit meinem Resin Drucker in 1:45 drucken kann, denn der Kollege musste die Sachen teilen.
Und siehe da, es passt, wenn auch nur knapp. Der M3 ist doch schon ein gutes Stück größer als meine vorherigen Drucker…
Auch den Rahmen muss ich nicht teilen, nur schräg stellen, damit er passt. Dadurch dauert der Druck dann zwar eine ganze Weile, aber das ist egal. Hauptsache es geht irgendwie.
Durch das hoch skalieren werden die Materialstärken aber doch arg heftig. Deswegen werde ich den Dachgepäckträger wohl komplett neu konstruieren müssen, damit er etwas filigraner wird. Beim Rahmen stört das hoch Skalieren überhaupt nicht. Allerdings wird hier noch viel (Konstruktions-) Arbeit auf mich zukommen. Denn ich will den Antrieb eben direkt im gedruckten Teil supporten und nicht die komplette Halterung einzeln zusammen pfriemeln und nachträglich einkleben.
Apropos Antrieb. Ich weiß noch nicht genau, ob ich einen (DDR-) Piko VT70 als Fahrwerksspender verwende oder einen Einachs- Antrieb vorsehe. Der Piko Triebwagen ist sehr häufig zu finden, allerdings nicht mehr so günstig wie er mal war. Der Achsstand passt recht gut, weicht nur um wenige mm ab. Außerdem meine ich, der Antrieb würde viel vom Innenraum in Beschlag nehmen. Deswegen tendiere ich eher zu der Einachs- Variante mit einem kleinen Glockenanker Motor, vor allem, da sich kaum finanzielle Unterschiede dadurch ergeben, weil ich keinen VT 70 da habe. Von der Kraft her sollte eine angetriebene Achse allemal reichen. Schließlich ist das Schweineschnäutzchen so gut wie immer solo unterwegs. Der Einachs- Antrieb dürfte sich viel unauffälliger unterbringen lassen. Aber eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Beim Aufbau. speziell im Bereich der Fenster, da stören mich die dicken Wände schon. Zum Glück sind die verfügbaren STL Dateien “waterproof” und sauber. So kann man sie problemlos weiter verarbeiten, nicht nur im 3D Builder sondern auch in OpenSCAD, womit ich einfach präziser arbeiten kann.
Ich habe rundum eine Vertiefung im Bereich der Fenster ins Gehäuse gezeichnet. Hier kann man dann etwas Klarsicht- Material einfügen. So sehen die Wände wesentlich filigraner aus, ohne die Stabilität des Gehäuses negativ zu beeinflussen Ein oben und unten offenes Gehäuse benötigt schon eine gewisse Materialstärke, um stabil und solide zu sein.
Ich werde mal sehen, ob ich noch zusätzliche Details wie Lampen an das Gehäuse anbaue, um sie später nicht einzeln dran fummeln zu müssen. So ist das Gehäuse doch etwas “nackt”. Das ist dem ursprünglichen kleinen Maßstab geschuldet und soll kein irgendwie gearteter Vorwurf sein. Außerdem muss ich mir noch eine lösbare Verbindung zwischen Dach, Aufbau und Rahmen einfallen lassen. Einfach Zusammenkleben ist ja nicht…
Ich habe inzwischen bei Halling bestellt. Gleich zwei Paar Einzelachs- Antriebe mit entsprechenden Kardanwellen (um Porto zu sparen). Das reicht für 2 bis 4 Antriebe. Wenn ich merke, mit nur einer angetriebenen Achse läuft es doch nicht vernünftig, habe ich auf jeden Fall noch die Option, einen zweiten Antrieb “nachzurüsten”. Aber ich denke nicht, das es damit wirklich Probleme gibt. Wenn selbst für die teuren “High- End” Modelle von Henke eine angetriebene Achse ausreicht, soll das wohl für mein billiges Heim- Gebastel erst recht reichen. Damit habe ich auf jeden Fall noch genug Antrieb übrig, um mehrere Draisinen zu basteln… Durch den Akku und den Richtung Fahrzeugmitte angeordneten Motor sollte die Gewichtsverteilung wohl ganz Ok sein. Ist halt ein “Mittelmotor- Sportwagen, wie z.B. ein Lamborghini 😉 ) Wenn nicht, kann ich ja immer noch mit Blei nachhelfen.
Inzwischen habe ich auch etwas weiter an den 3D Daten gearbeitet. Zunächst habe ich mal alle Einzelteile hoch skaliert und neue STL in der passenden Größe für 0e erzeugt. Dann habe ich alle Teile in OpenSCAD mal zusammengesetzt, um zu sehen, ob das Skalieren auch funktioniert hat.
Bis auf das Dach, das etwa 0,1 mm zu kurz war (die Breite passte aber) sitzt alles ganz genau. Das fehlende Zehntel habe ich nachgebessert.
Danach habe ich aus den Aussparungen hinter den Fenstern Schlitze gemacht, damit man die Fenster weder genau zuschneiden noch einkleben und dabei mit Klebstoff “versauen” muss… Außerdem habe ich in alle 4 Ecken einen Dorn gebaut, die in entsprechende Vertiefungen des Dachs eingreifen. Um das Dach zu fixieren habe ich Aussparungen für winzige, handelsübliche Neodym Magnete mit 5 mm Durchmesser und 1 mm Dicke vorgesehen. Diese Magneten kosten so ca 5-10€ für 100 Stück. So kann man das Dach leicht und ohne Werkzeug abnehmen aber es kann sich nicht so ohne weiteres selbstständig machen.
Das die Stifte am Aufbau und nicht am Dach angebaut sind, hängt damit zusammen, das man so das Dach flach und ohne Supports drucken kann. Zum Glück habe ich ja inzwischen eine flexible Druckplatte für meinen Anycubic Photon M3. Nur deswegen traue ich mich, diese Teile flach zu drucken. Ohne flexible Druckplatte würde man die Teile sonst wohl niemals zerstörungsfrei ab bekommen. Beim Aufbau stören die Erhebungen nicht, da sie hier oben und nicht unten sind.
Im Dach sind die entsprechenden Aussparungen dafür ebenfalls eingebaut.
Nachdem ich so weit war und für heute Schluss gemacht habe, habe ich zufällig gelesen, das man handelsübliche Neodym Magnete wohl auch zur Stromübertragung nutzen kann. Die eigentlichen Magnete sind zwar nicht lötbar, aber der Nickel- Überzug scheinbar durchaus. Das werde ich testen und, falls erfolgreich die Geschichte noch mal modifizieren. Da ich insgesamt 4 Pole am Dach brauche (zwei für die Scheinwerfer, einen für die Innenbeleuchtung und Masse), werde ich dann noch zwei weitere Magnet- Verbindungen hinzufügen und dafür einen der 4 Dorne entfernen. Somit kann man das Dach später nicht “verpolen” und ich muss keine Steckverbindung zwischen Dach und Aufbau einfügen, die bei einem Triebwagen doch fast immer stören.
Inzwischen habe ich entdeckt, das es bei den Original- Dateien auch ein Dach ohne die “angespritzten” Spitzenlichter gibt. In 0e sehen die Dinger nämlich nicht grade gut aus. So kann man, wenn man will, eine freistehende Lampe anbringen, die dann mit dem Aufbau und nicht mit dem Dach verbunden ist. Mir selbst würden sowieso zwei Spitzenlichter, je eines rechts und links von den Motor- Vorbauten an den Stirnwänden ausreichen.
Also habe ich die entsprechenden STL Dateien ausgetauscht. Zum Glück ändert das sonst weiter nichts an meiner Konstruktion.
Auch wenn ich das Löten der Magnete bisher noch nicht ausprobiert habe, habe ich, da ich jetzt ja nur noch 2 Pole für die Innenbeleuchtung benötige, alles so vorbereitet, das man den Strom für die Innenbeleuchtung über die Haltemagnete übertragen kann. Außerdem habe ich einen der Dorne entfernt, damit man das Dach nicht falschrum montieren kann.
Auch das Dach habe ich entsprechend angepasst und sowohl einen Kanal für die Kabel als auch eine Aussparung für handelsübliche LED Strips hinzugefügt. Damit kann man leicht und ohne große Löterei eine gleichmäßige warmweiße Beleuchtung hinbekommen.
Ich werde zwar bei mir die auf den Strips integrierten Vorwiderstände überbrücken und einen Widerstand mit geringerem Wert vorschalten müssen, da diese Strips für 12 Volt ausgelegt sind und ich nur ca 4 Volt zur Verfügung habe. Oder ich muss einen StepUp Regler extra für die Beleuchtung einbauen. Letzteres könnte sogar einfacher sein, mal sehen.
Als nächstes werden jetzt die Stirnlampen am Aufbau angebracht. Außerdem muss ich die erhabene Zierleiste im Bereich der Türen entfernen. Im Original gibt es sie ja nicht, weil die Türen Schiebetüren sind. Was sonst noch an Details hinzugefügt bzw. verbessert werden muss, werden Vergleiche mit Vorbildfotos zeigen. Mal sehen, vielleicht fahre ich auch demnächst noch mal nach Bruchhausen-Vilsen um das dortige Vorbild ganz genau unter die Lupe zu nehmen und entsprechende Fotos zu machen. Mich würde vor allem auch die Inneneinrichtung (Farben, usw.) interessieren. Das sollte aber erst dann passieren, wenn wir mal etwas helleres Wetter haben als aktuell…
Das mit dem Anlöten von Kabeln und der Stromübertragung per Magnet funktioniert übrigens einwandfrei.
Die Lötstelle sieht zwar in dieser starken Vergrößerung eher sehr suboptimal aus, aber es funktioniert. Ich hatte erst so 30-40 der Magneten aneinander hängen um das Mini- Teil besser Händeln zu können, als ich die erste feine Decoder Litze angelötet habe. Da musste der Lötkolben ‘ne Zeit lang alles aufheizen. Das Ergebnis sieht man auf dem Foto. Die andere Lötstelle habe ich dann an einem einzelnen Magnet , der an einer “dritten Hand” hing, angebracht. Das ging viel leichter.
Man muss aber aufpassen, damit die Magneten sich hinterher nicht gegenseitig abstoßen. Dann hat man das Kabel bei einem Magneten auf der falschen Seite angelötet…
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