Lichtfarbe
Als Lichtquelle für meine Lackierbox habe ich mir eine LED Leuchte mit in drei Stufen einstellbarer Farbtemperatur, 3000K, 5000K und 6500K gekauft. Darüber bin ich überhaupt erst auf dieses Thema gekommen.
K steht für Kelvin, was eigentlich nichts anderes ist als °C, also eine Temperatureinheit. Nur das Kelvin nicht beim Gefrierpunkt von Wasser (0 °C) sondern beim absoluten Nullpunkt (entspricht -273,15 °C) anfängt zu zählen. Deswegen gibt es keine “negativen” Kelvin, denn nichts kann kälter als der absolute Nullpunkt werden. Das wiederum erleichtert das Rechnen mit den Temperaturen, weswegen Kelvin in der Wissenschaft bevorzugt wird… Die Schritte sind aber gleich. Ein K Unterschied ist gleich ein °C Unterschied. Diese Temperaturen oben sind also ungefähr 2700 °C, 4700 °C und 6200 °C, also ziemlich heiß.
Wieso wird denn eine “Farbe” als Temperatur angegeben? Der Begriff Farbtemperatur ist sicher schon mal irgendwo aufgetaucht. Er rührt daher, das es in der Physik einen “idealen Strahler”, der auch “Plankscher Strahler” (nach Max Plank) genannt wird, gibt. Das ist ein Körper, der alle Energie, die er aufnimmt als reine Strahlung wieder abgibt. Die Farbtemperatur entspricht dann der Lichtfarbe, die ein Plankscher Strahler bei der entsprechenden Temperatur abstrahlen würde. In der Realität gibt es das natürlich nicht, aber man kann damit in der Physik schön rechnen.
Vermutlich hat aber jeder schon mal gesehen, wie Metall erhitzt wird. Es fängt irgendwann an dunkelrot zu glühen. Erhitzt man es weiter, so ändert sich die Farbe über Gelb bis im Extremfall zu Blau. Das entspricht dem Verhalten des Plankschen Strahlers. Dieser Zusammenhang ist der “Pate” für den Begriff “Farbtemperatur”. Je heißer das Metall, desto “blauer” ist das Licht, das es abstrahlt.
Umgangssprachlich ist es aber eigentlich genau anders rum. Warmes Licht ist eher Rot-Gelb und kaltes Licht ist eher Blau. Das hängt aber mit den Wetter- Bedingungen zusammen. Wenn die Sonne scheint, ist das Tageslicht mehr Rot-Gelb, ist es bewölkt, so ist das Tageslicht viel blauer. Deswegen hat “kaltes” Licht eine höhere Farbtemperatur als “warmes” Licht. Zugegeben, schon etwas verwirrend. Aber es ist nun mal so.
Aber (fast) egal welche Farbtemperatur auch immer, das menschliche Auge interpretiert nach einer kurzen Eingewöhnung alles das als “Weiß”. Dabei hat Licht tatsächlich ganz unterschiedliche Farben. Wenn man mal nachts durch eine beleuchtete Stadt geht, so kann man wunderbar an den beleuchteten Fenstern sehen, wie unterschiedlich doch das Licht eigentlich ist. Da gibt es Gelb- Orange Fenster, hinter denen schummriges “gemütliches” Licht brennt, aber auch “Grüne”, hinter denen Leuchtstoffröhren eingeschaltet sind. Leuchtstoffröhren werden meist in Büros oder anderen Arbeitsplätzen verwendet, weil das eher “ungemütliche” Licht die Produktivität erhöht…
Um wieder zu den unterschiedlichen Temperaturen zurück zu kommen. In der Fotografie hat “genormtes” Tageslicht eine Temperatur von 5500K auf die fast alle Farbfilme (als man noch mit Film und nicht digital fotografiert hat) eingestellt waren. Das entspricht dem Licht an einem sonnigen Tag mit leichter Bewölkung, die die Sonne ein wenig verschleiert. Also gemeinhin das, was man als “ideales” Fotgrafierlicht betrachtet. Tatsächlich hat Tageslicht aber eine große Spannbreite von der Morgenröte über strahlendem Sonnenschein oder grauem Himmel bis zur “blauen Stunde”… Kunstlicht hingegen ist meist entweder deutlich gelber bzw. röter oder, im Falle von “klassischen” Neonröhren auch grünlicher als durchschnittliches Tageslicht. Früher zu Zeiten, als man noch auf Film fotografiert hat, musste man entweder den Film- Typ ändern, wenn sich das Licht geändert hat oder man musste durch entsprechende Farbfilter (z.B. Blau, wenn man bei Kunstlicht mit Tageslicht- Film fotografieren wollte) eine Anpassung vornehmen. Sonst wurden die Fotos extrem Farbstichig. Ein analoger Film kann sich nämlich nicht an unterschiedliche Lichtfarben anpassen, wie es das menschliche Auge kann. Als Beispiel habe ich ja mal drei Fotos mit “simuliertem analogen Film” also deaktiviertem automatischen Weißabgleich (Erklärung dieses Begriffs folgt gleich) in der Lackierkabine gemacht. Ich zeige sie hier noch einmal.
3000K:
5000K:
6500K:
Zum beurteilen der Lackierung ist die mittlere Einstellung natürlich am besten geeignet. Zum Fotografieren mit deaktiviertem Weißabgleich übrigens auch…
In der Fotografie ist das heute alles kein Problem mehr, dank der Digitaltechnik. Jede Digitalkamera, egal ob groß oder klein, ob teuer oder billig ob Smartphone oder Profi Kamera, ob Foto- oder Video, wirklich jede Digitalkamera hat einen sogenannten “Weißabgleich”. Das ist die elektronische Simulation der Fähigkeit des menschlichen Auges, sich an unterschiedliche Lichtfarben anzupassen. Einfachere Kameras erledigen das vollautomatisch. Das funktioniert meistens sehr gut, aber eben nicht immer. Speziell, wenn es sehr ungleiche Verteilungen der Farben im Bild gibt. Man stelle sich nur mal eine rote Wand vor, an der ein kleines, blaues Kunstwerk hängt. Je nach dem, wie viel man von der Wand im Bild hat, wird entweder die rote Wand in Richtung Grau verschoben, oder eben das blaue Kunstwerk. Deswegen haben bessere Kameras auch fest einstellbare Werte (ganz so wie früher der analoge Film) und einen “manuellen” Weißabgleich. Der manuelle Abgleich ist komplizierter in der Anwendung, im Ergebnis aber präziser. Dabei wird eine weiße Fläche (Papier, Wand oder was man auch gerade griffbereit hat) in den Sucher genommen. Dann wird der manuelle Weißabgleich vorgenommen. und die Kamera “weiß” jetzt, was Weiß sein soll. Dann bleibt die rote Wand rot und das blaue Kunstwerk bleibt blau, so lange sich das Licht nicht ändert.
In der Regel brauchen wir uns heutzutage um die Lichtfarbe keine großen Gedanken mehr machen. Moderne Kameras haben das meist auch ohne unser Zutun im Griff. Zur Not kann man das in gewissem Umfang auch nachträglich noch in der Bildbearbeitung korrigieren. Aber es ist wichtig zu wissen, warum da manchmal etwas schief gehen und was man dagegen tun kann. Wenn bei unseren Aufbau ständig farbstichige Fotos vorkommen, müssen wir mal den Weißabgleich der Kamera kontrollieren und, sofern möglich auch mal manuell einstellen…